Dreschflegel Bio-Saatgut
Samenbau: Gartenbohne (Autorinnen: Petra Reisinger und Maren Uhmann)
Botanische Zuordnung und Herkunft
Zur Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) gehören sowohl die Busch- (var. nanus) als auch die Stangenbohnen (var. vulgaris). Sie zählen zu der Familie der Hülsenfrüchte (Fabaceae oder Leguminoseae).
Als wichtige Quelle pflanzlichen Eiweißes werden sie weltweit intensiv genutzt. Leguminosen bilden mit Knöllchenbakterien eine Symbiose und sind dadurch in der Lage, Stickstoff aus der im Boden befindlichen Luft in den Wurzeln zu binden. Damit versorgen sie sich selbst und die Folgekulturen. Nur selbstverträglich sind sie nicht, weshalb bei Gartenbohnen auf einen 5jährigen Fruchtfolgeabstand zu achten ist.
Die ersten Samen der Bohne gelangten im 16. Jahrhundert durch die Eroberung der "Neuen Welt" von Zentralamerika nach Europa. Die bereits dort vorhandene Vielfalt hat sich in Mitteleuropa weiterentwickelt - die entstandene Sortenzahl ist nahezu unüberschaubar. Und das hat seinen Grund, denn die Gartenbohne ist nicht nur lecker und gesund, sondern auch leicht zu vermehren.
Sie zählt zu den einjährigen Pflanzen, denn sie bildet in einer Saison das reife Gemüse und zugleich den Samen aus. Anders ist es bei zweijährigen Kulturen, die im ersten Jahr das Gemüse und im zweiten Jahr die Samen hervorbringen (z.B. Zwiebel, Möhre oder Kohl). Hier müssen die Samenträger überwintert und im Frühjahr erneut gepflanzt werden.
Die Vermehrung der Gartenbohne wird auch dadurch erleichtert, dass sie ein Selbstbefruchter ist. Die Bestäubung findet meist noch in der geschlossenen Blüte statt. Auf diese Weise ist eine Verkreuzung mit anderen Sorten nahezu ausgeschlossen.
Vereinzelt auftretende Fremdbefruchtungen können Hummeln oder Wildbienen hervorrufen, indem sie die Blütenknospen anbeißen und bis zum Griffel vordringen. Allerdings sind Einkreuzungen unterschiedlich gefärbter Bohnen an der Samenfarbe im Nachbau gut sichtbar und können leicht aussortiert werden - zum Essen oder als Ausgangssaatgut der eigenen Hausgartensorte.
Eine große Ausnahme bildet die Feuer- oder Prunkbohne, diese ist ein Fremdbefruchter. Darüber hinaus kann sie, obwohl sie zu einer anderen Art gehört (Phaseolus coccineus), zu Einkreuzungen bei der Gartenbohne führen. Die Handhabe der Samenernte und alle weiteren im Folgenden dargestellten Schritte unterscheiden sich nicht bei Garten- und Prunkbohne.
Samengewinnung
Für die eigene Vermehrung im Hausgarten sollten die Bohnen zum frühestmöglichen Zeitpunkt gesät werden (Ende April, Anfang Mai), da bei späteren Sätzen die Samenreife im Herbst möglicherweise nicht mehr gewährleistet ist.
Benötigt werden mindestens 10 gesunde, reich tragende Pflanzen. Diese werden am besten im Bestand ausgesucht und dann mit einem Stab markiert, wenn die Speisebohnenernte losgeht. Die ausgewählten Bohnenpflanzen werden dann gar nicht beerntet, sondern die Hülsen zum Ausreifen an der Pflanze gelassen.
Zur Auslese bei fadenlosen Sorten sollten einzelne Hülsen jeder ausgewählten Pflanze auf Fädigkeit getestet werden. Fädige Pflanzen werden dann natürlich nicht zur Vermehrung verwendet.
Reifende Bohnen sind an den verfärbten und halbwegs trockenen Hülsen zu erkennen. Die Ernte der ganzen Pflanze oder einzelner Hülsen erfolgt bei trockenem Wetter. Anschließend sollten sie noch an einem gut durchlüfteten, trockenen Ort nachreifen (Folientunnel, Dachboden, Heizraum).
Der richtige Zeitpunkt zum Dreschen ist, wenn die Hülsen krachtrocken sind und leicht aufspringen. Zur Sicherheit sollten alte Tücher unter die trocknenden Pflanzen gelegt werden, um ausfallendes Saatgut aufzufangen.
Dreschen
Kleinere Mengen können leicht mit der Hand aus den Hülsen gepult werden. Bei größeren Mengen sind andere Methoden einfacher und schneller: Die getrockneten Bohnen werden in einen Sack oder in einen alten Bettbezug gestopft und mit einem Stock ausgedroschen oder mit den Füßen ausgetreten.
Zwischendurch sollte unbedingt kontrolliert werden, ob die Bohnen unverletzt bleiben. Evtl. müssen die Bohnen anschließend nachgetrocknet werden. In Behältnisse zum Lagern dürfen sie erst abgefüllt werden, wenn man sie mit dem Fingernagel nicht mehr einritzen kann.
Reinigung
Bei kleinen Mengen werden die Samen einfach herausgesammelt. Ansonsten wird grober Schmutz durch Siebe entfernt oder - falls keine vorhanden - durch Pusten.
Bei der anschließenden Auslese können untypische Bohnenformen und -farben leicht entfernt werden. Solche mit nicht sortentypischen Flecken sollten nicht für die nächste Aussaat verwendet werden, da diese auf samenbürtige Krankheiten hinweisen könnten.
Krankheiten und Schädlinge
Dazu zählen vor allem die Brennflecken- und die Fettfleckenkrankheit. In beiden Fällen handelt es sich um samenbürtige Krankheiten: Die Erreger infizieren das Saatgut und werden über selbiges übertragen.
Beide Krankheiten können die ganze Pflanze befallen. Treten die ersten Symptome an den Blättern auf, sollten befallene Pflanzen so schnell wie möglich aus dem Garten entfernt werden.
Die Brennfleckenkrankheit wird durch einen Pilz verursacht und führt zu dunklen, leicht eingesunkenen Flecken mit brauner oder rötlicher Umrandung. Die Fettfleckenkrankheit (ein Bakterium) ruft Flecken an der ganzen Pflanze hervor, die aber am eindeutigsten an den Hülsen erkannt werden können, da sie dort zu den typisch glasigen "Fettflecken" führen.
Der Bohnenkäfer kann die Gartenbohne befallen. Seine Larven bohren sich in die Hülsen und fressen Löcher in die Samen. Die geschlüpften Käfer können sich im Lager weitervermehren, so dass die nächsten Generationen von Larven die Bohnen bis zu Mehl verarbeiten können. Deshalb ist es sinnvoll, die gut getrockneten Samen vorsorglich mindestens 14 Tage lang tief zu frieren. Dazu die Saatgutbehälter luftdicht verpacken, damit das Kondenswasser beim Wiederauftauen nicht das Saatgut befeuchtet.
Lagerung
Samen von Hülsenfrüchten haben eine Lebensdauer von ca. 4-5 Jahren. Das Saatgutlager hat hierfür folgenden Ansprüchen zu genügen: Trockenes Saatgut, trockenes Raumklima oder luftdichte Lagergefäße, kühle Lagerung (0 °C bis 10 °C sind optimal), dunkle Lagerung (dunkler Raum oder lichtdichte Gefäße oder Schachteln) und mäusesicher, denn Mäuse und Ratten sind die häufigsten Lagerschädlinge.
An Gefäßen eignen sich Marmeladen- oder Einmachgläser oder - als platzsparende Variante - mehrere Samensäckchen in einem Glas. Auf ein Luftpolster im Gefäß ist zu achten, denn Saatgut lebt und atmet. Daher ist es auch sinnvoll, das Luftpolster unter trockenen Bedingungen regelmäßig zu erneuern.
Wichtig ist es, an die Beschriftung zu denken: Kulturart, Sorte, Jahr der Ernte, evtl. auch Datum, falls die Kultur mehrmals in einer Saison beerntet wird. So, jetzt kann's ja los gehen.....