Dreschflegel Bio-Saatgut
Frühbeetgärtnerei (Autor: Quirin Wember)
Im Kapitel "Jungpflanzenanzucht" finden sich einige Tipps mit den Schwerpunkten:
- genug Licht bei früher Anzucht
- ausreichend Wurzelraum
- die richtige Erdmischung
Da ein Frühbeet für diese Anforderungen sehr gute Voraussetzungen bieten kann, soll hier mehr darüber zu lesen sein. Frühbeete eigenen sich aber nicht nur für die Jungpflanzenanzucht. Sie werden auch für die erste Ernte von Salat, Kohlrabi und anderem Frühgemüse genutzt und im Sommer mit wärmeliebenden Kulturen wie Paprika, Melonen, Auberginen bepflanzt.
Wir bieten von diesen Kulturen zwar immer auch fürs Freiland geeignete Sorten an, im Frühbeet kann jedoch - wie der Name schon sagt - früher und auch länger geerntet werden. Wie früh im Jahr die Gärtnerei beginnt, hängt davon ab, ob der Frühbeetkasten beheizt wird oder nicht.
Der warme Kasten
Das uralte, geniale Verfahren zur Erwärmung der Frühbeeterde - denn darauf kommt es viel mehr an, als auf die Erwärmung der Luft - ist das Einbringen einer Mistpackung! Nach alter Regel ist Pferdemist am besten geeignet. Mist aus der modernen Reitpferdehaltung ist aber häufig zu strohreich und trocken. Guter Rindermist ist dann besser. Es eignet sich auch jeder Mist aus der Schaf- Ziegen- Geflügelhaltung usw., vorausgesetzt er ist gehaltvoll, feucht bis saftig, aber nicht triefnass.
Der Mist muss sich auf dem Misthaufen vorerwärmt haben, ist sorgfältig, nicht zu fest als mindestens 20 cm starke Packung in das Frühbeet einzuschichten. Bei frühem Start im Februar sind 30-40 cm besser, damit die Wärme über sechs bis acht Wochen anhält. Der Mist muss sich nun ein bis drei Tage erhitzen, während derer das Frühbeet mit Fenstern und Schilfmatten, altem Teppich oder ähnlichem zugedeckt bleibt.
Die dann aufzubringende 15-20 cm starke Erdschicht soll möglichst krümelig und auf keinen Fall gefroren sein. Sie wird mit bis zu 20% gutem Kompost und bei schwerem Boden 5-10% Sand gemischt. Um die Nährstoffversorgung der Pflänzchen brauchen wir uns dann später keine Sorgen zu machen.
Im Februar ist die Sonne noch nicht stark und die Fenster bleiben geschlossen. Nachts muss mit den Schilfmatten abgedeckt werden um Ausstrahlung und damit das rasche Auskühlen des Kastens zu verhindern. Altfenster mit Doppelglas sind natürlich sehr vorteilhaft. Tags brauchen die Pflanzen alles verfügbare Licht - Fensterputzen ist durchaus lohnend! Ab März, wenn die Sonne stärker ist, wird durch Einklemmen von Lufthölzern gelüftet.
Der kalte Kasten
Mit voranschreitender Jahreszeit lässt der wärmende Einfluss des Mistes mehr und mehr nach und ist dann auch nicht mehr nötig. Im Sommer gleicht das Mistbeet schließlich dem kalten Kasten, der bis auf die Mistpackung gleich gebaut ist.
Kleine kalte Kästen aus Kunststoff-Doppelstegplatten sind auch im Handel, sie sollten aber wie die warmen Kästen mit einem Einschlag versehen oder in die Erde versenkt werden und können dann ab etwa Ende März genutzt werden. Der Schwerpunkt liegt etwas mehr auf der frühen Gemüsenutzung, als auf der dann schon fortgeschrittenen Jungpflanzenanzucht. Um den Aufwand einer Mistpackung zu ersparen, kann die Anzucht auf der Fensterbank beginnen und später in das Frühbeet umziehen.
Auch der kalte Kasten erfordert mit Lüften und Gießen kontinuierliche Betreuung und einen hohen Pflegeaufwand. Besonders, wenn tagsüber nicht ständig jemand beim Garten ist, sind im Handel erhältliche automatische Lüfter, die mechanisch von einem sich erwärmenden schwarzen Öldruckzylinder betätigt werden, ungemein hilfreich!
Die kleinen Freunde
Auch im Frühbeet ist eine Fruchtfolge zu beachten. Wird immer nach der Jungpflanzenanzucht Kohlrabi hineingepflanzt, gibt es nach ein paar Jahren ein böses Erwachen. Also mal andere Treib-Kulturen ausprobieren, oder in mehreren Kästen wechseln.
Im Winter eignet sich ein in die Erde eingelassener Frühbeetkasten übrigens gut als Einschlag zur Gemüselagerung. Nötig ist dann das Einbringen eines Drahtgeflechtes am Boden und dichtes Schließen der Fenster, damit der Einschlag nicht zum Mäuseparadies wird.
Ach, die Schnecken, wer wüsste nicht, wie sie feuchte Bretter lieben! Ritzen zwischen Kasten und Erde müssen immer geschlossen werden, sonst nisten sich die kleinen Freunde dort so dauerhaft ein, dass die Freude am Frühbeet schnell vergeht, die sonst so schön sein kann.